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Die Glimmis

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Die Glimmis


Ein leises Kichern riss sie jäh aus ihren zermürbenden Gedanken. Sie fuhr herum und versuchte die Richtung auszumachen, aus der das Geräusch gekommen war.
»Wer ist da?«
Das Kichern verwandelte sich in ein amüsiertes Glucksen.
»Das war ein äußerst interessantes Schauspiel, findet ihr nicht auch?«
»Ja, du hast recht, sehr faszinierend.«
Lauras Blick folgte den Stimmen, doch alles, was sie sehen konnte, war ein kleiner mit Blumen und Pilzen bewachsener Fleck am Ufer.
»Mann oh Mann, wenn ich sie wäre, hätte ich mich sofort auf ihn gestürzt.«
»Ja, so schnell hätte er gar nicht reagieren können.«
Es waren eindeutig Frauenstimmen, die sie da hörte, doch es war niemand zu sehen. Laura blinzelte verwirrt.
»Meine Güte, was würde ich dafür geben, einen Tag lang ein Mensch zu sein. Ich würde Calvin bestimmt dazu bringen sich in mich zu verlieben, notfalls auch mit Gewalt.«
»Äh Liebste, du vergisst wohl, dass ich genau neben dir stehe und jedes Wort von dir hören kann.«
Diesmal klang die Stimme eindeutig männlich.
Laura fixierte den kleinen buntbewachsenen Fleck vor sich. Es konnte doch wohl nicht sein, dass…
Sie machte einen großen Satz zurück, stolperte und fiel unsanft auf den Hintern, als eine der Blumen plötzlich aufsprang. Zwei Blätter wie Arme gegen ihren Stängel gestemmt, wandte sie ihr Gesicht einem kleinen pummeligen Pilz zu.
»Tja nun ja, mein Herz«, die Blume fuchtelte mit einem Blatt wild vor dem nun ebenfalls gut erkennbaren Gesicht des Pilzes herum. »Würdest du nur etwas mehr auf dein Äußeres achten und mir außerdem die Aufmerksamkeit schenken, die ich verdiene, würde ich mich bestimmt nicht andauernd zu solchen Gedanken hinreißen lassen!«
»Das ist doch die Höhe!« Der Pilz eben noch nichtssagend grünbraun gefärbt, lief knallrot an. »Wenn es dir nicht passt wie ich dich behandle, dann geh doch. Oder nein warte, ich werde gehen. Ich habe dein Gemecker endgültig satt!«
Schnaubend hüpfte der Pilz davon. Einen Moment lang blieb die Blume wie angewurzelt stehen, bevor sie ihm protestierend hinterher eilte.
»Nein bitte warte, Liebling, ich habe es doch nicht so gemeint!«
Als auch sie verschwunden war, erhoben sich zwei weitere Blumen und warfen sich vielsagende Blicke zu. »Wie das wohl wieder enden mag?«
»Na wie wohl? Es ist doch immer das gleiche mit den Beiden.«
Eine weitere Blume, sie sah aus wie eine Sonnenblume, kam eifrig auf die Beine oder besser gesagt auf den Stängel. »Ich hätte da genau das richtige Mittel für sie.«
»Nein!«, kam es von den anderen wie aus einem Mund. »Weißt du denn nicht mehr, was das letzte Mal passiert ist?«
Laura wurde das alles ein wenig zu viel. »Entschuldigt bitte. Darf ich fragen, wer oder was ihr seid?«
Die Meute verstummte und schenkte Laura ihre volle Aufmerksamkeit.
»Was wir sind?« Sie kamen auf sie zu gehüpft und umringten sie neugierig. »Du weißt nicht, was wir sind?«
Laura schüttelte verunsichert den Kopf. »Nein.«
Eine der Blumen, sie sah wie eine Rose aus, tätschelte ihr den Fuß.
»Wir sind Glimmis, Liebes. Du willst doch nicht sagen, dass du noch nie von uns gehört hast?«
Laura besann sich plötzlich darauf, dass Raoul sie schon einmal erwähnt hatte.
»Naja, gehört schon, flüchtig aber ich konnte mir darunter nicht viel vorstellen. Doch wenn ich euch jetzt so vor mir sehe, dann ist es einfach unglaublich.«
Eine Sonnenblume runzelte skeptisch die Stirn. »Das Mädchen ist irgendwie sonderbar, findet ihr nicht?«


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