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Des Verräters Erinnerung

Textauszüge > Band 2

Das Gesicht von Liebe und Tod
Thiwelfaria Band II


Des Verräters Erinnerung

Auch in Celsia war man überrascht über das schnelle Auftauchen der Hüter und zudem mehr als erleichtert, da es dort doppelt so viele Sklaven wie in Hellond gab.
Diese in Schach zu halten, stellte sich als äußerst schwierig heraus, da nicht genug Zellen zur Verfügung standen.
Viele von ihnen mussten im Freien hinter provisorisch errichteten Absperrungen gefangen gehalten werden. Um sie am Ausbrechen zu hindern, waren unzählige Soldaten nötig.
Zu Lauras Erleichterung handelte es sich bei den Gefangenen größtenteils um Männer.
Dennoch stellte es eine Herausforderung dar, beinahe fünfhundert Männern gleichzeitig ihre Erinnerungen zurückzugeben.
„Denkst du denn du schaffst das?“, fragte Lilly beunruhigt, während sie ein paar Soldaten dabei beobachtete, wie sie eine Gruppe Minotauren aus dem Schloss führten.
Laura schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung, ich hoffe es.“
„Eines von diesen Monstern hat mir damals meine Erinnerungen gestohlen“, meinte Lilly voller Verachtung.
„Ich weiß. Aber so wie Kellmir, können sie nun niemandem mehr etwas antun“, sagte Laura und legte ihrer Schwester eine Hand auf die Schulter. „Komm, ich könnte deine Unterstützung gebrauchen.“
Lilly nickte und nahm Laura an der Hand. „Natürlich.“
Kalisar, Seivoss Stellvertreter und Anführer der stationierten Truppen, brachte die beiden bis vor die Absperrung.
Es herrschte ein unglaublicher Tumult, da die Männer dahinter, wahllos aufeinander losgingen.
Sie hatten zwar keine Waffen, konnten aber mit bloßen Händen mehr als genug Schaden anrichten.
Laura wusste warum die Gefangenen sich so verhielten. Es war genauso wie in Hellond.
Etliche von Khorus Sklaven hatten, während sie manipuliert wurden, den Auftrag erhalten, von ihren Mitgefangenen so viele wie möglich umzubringen, für den Fall, dass die Stadt eingenommen würde. Andere wiederum sollten Selbstmord begehen.
Das zu verhindern, war bei so einem Gedränge kaum möglich und so hieß es schnell handeln, bevor noch mehr Unschuldige sterben mussten.
Laura informierte die umstehenden Soldaten kurz darüber was geschehen würde und was sie danach zu tun hatten.
Anschließend schloss sie die Augen und atmete tief durch.
Als Laura sich auf ihre Fähigkeiten zu konzentrieren begann, fühlte sie eine bisher unbekannte Kraft in sich aufsteigen. Diese ging von Lilly aus, stellte sie überrascht fest, als sie die Augen wieder öffnete und sich ihrer Schwester zuwandte.
Die beiden hielten sich immer noch an den Händen, wobei die Symbole auf ihren Handrücken hell aufleuchteten.
„Was denn? Du glaubst doch nicht, dass ich einfach nur zusehe wie du dich abrackerst“, sagte Lilly empört.
Laura runzelte die Stirn. „Ich wusste nicht, dass das möglich ist. Ich meine, unsere Elemente zu verbinden ja, aber das …“
„Tja“, Lilly hob den Zeigefinger, „probieren geht über studieren.“
Sie schloss die Augen. „Und jetzt los, lass mich wieder rein.“
Laura lächelte und tat wie ihr geheißen. Sie konzentrierte sich und spürte erneut wie Lilly einen Teil ihrer inneren Kraft auf sie übertrug.
Erleichtert und erstaunt zugleich widmete sich Laura ihrer Aufgabe. Es war noch nie so einfach gewesen.
„Wo sind wir?“, fragte Lilly irgendwann irritiert.
Laura machte die Augen auf und sah sich um. „Wir sind in Keth Salvara. In der Glaskuppel.“
„Wow.“ Lilly drehte sich überwältigt im Kreis. „Als wir in Keth Salvara waren, hatte ich gar nicht die Gelegenheit mir die Kuppel anzusehen. Das ist der Wahnsinn, so viele Erinnerungen. Warst du schon öfter hier?“, wollte sie von ihrer Schwester wissen.
Laura nickte. „Ja, ab und an, wenn ich jemandem die Erinnerung zurückgebe, werde ich in meinen Gedanken automatisch hierher geschickt.“
„Das hast du mir gar nicht erzählt.“ Lilly wollte nach einem der Bücher greifen, doch im selben Moment standen die Schwestern wieder in Celsia auf dem Hauptplatz.
Laura sah sich um und stellte fest, dass es im Gegensatz zu vorher, angenehm still geworden war.
„Wir haben es geschafft!“, jubelte Lilly.
Es sah ganz danach aus. Dennoch fühlte sich Laura unbehaglich.
Die Sache mit Lilly und Keth Salvara  hatte sie abgelenkt, weshalb es ihr nicht möglich gewesen war, die Erinnerungen vollständig zu kontrollieren. Etwas, das sie normalerweise immer tat.
„Halt wartet!“, rief Laura den Soldaten zu, die bereits dabei waren die Barriere zu entfernen.
Lilly runzelte irritiert die Stirn. „Was ist denn?“
„Verdammt, ich habe doch gesagt sie sollen warten, bis ich ihnen mein Okay gebe!“, fluchte Laura und wandte sich an Kalisar: „Schickt jemanden zu den Kerkern. Die Gefangenen dürfen unter gar keinen Umständen freigelassen werden!“
Kalisar nickte und wies die beiden Soldaten neben sich an, sich darum zu kümmern.
„Und sagt Euren Männern, dass sie die Absperrung halten sollen“, knurrte Laura, als sie sah, wie die ersten Gefangen ins Freie traten.
Die meisten gingen nur ein paar Schritte weit und sahen sich irritiert um, doch eine Handvoll der befreiten Männer, hatte es unglaublich eilig, sich unter die Soldaten zu mischen.
„Los! Haltet sie auf! Lasst keinen entkommen!“, befahl der Kommandant erbost.
Seine Soldaten trieben die Gefangenen wieder zusammen und kreisten sie ein.
Laura ging auf sie zu und begann ihre Erinnerungen zu durchforsten, doch sie konnte nichts Verdächtiges entdecken.
„Es müssen welche entkommen sein.“
Lilly suchte mit ihren Augen den Platz ab. „Bist du sicher? Es sieht aus, als hätten sie alle erwischt.“
„Nein, ich habe irgendetwas gespürt vorhin, konnte es aber nicht sehen, da ich zu abgelenkt war.“ Lauras Blick glitt über die Menge, wobei sie anfing sich auch Zugang zu den Erinnerungen der Soldaten zu verschaffen.
Dabei erregten fünf von ihnen ihre Aufmerksamkeit. Sie standen ganz dicht an der Absperrung und waren vermutlich für die zu frühe Befreiung der Gefangen verantwortlich.
Laura wurde stutzig, da sie die Erinnerungen der Leimoniaden nicht sehen konnte, etwas das nur passierte, wenn jemand sich mit aller Macht vor ihr verschloss.
Niemand konnte sich der Entwendung einer Erinnerung entziehen, doch jemandem für eine Zeit lang den Blick darauf zu verwehren, ging durchaus.
Khorus Sklaven waren dazu zwar nicht im Stande, da sie keinen eigenen Willen besaßen, doch diese Männer …
„Kalisar, ich fürchte ihr habt Verräter in euren Reihen“, flüsterte Laura so unauffällig wie möglich.
„Ich weiß“, antwortete der Kommandant mit ruhiger Stimme und zog seinen Dolch.
Laura wandte ihm das Gesicht zu und riss entsetzt die Augen auf. Vollkommen überrumpelt, reagierte sie viel zu langsam.
Ihre Schwester war es, die ihr in letzter Sekunde das Leben rettete, indem sie blitzschnell Lauras Schwert zog und es dem Leimoniaden in den Bauch rammte.
Mit zitternden Händen zog Lilly das Schwert wieder heraus und starrte auf die blutverschmierte Klinge.
Kalisar stöhnte und ging in die Knie.
Er war zu schwach, um seine Erinnerungen weiter vor Laura zu verbergen und so sah sie, ohne ihre Kräfte einsetzen zu müssen, wie tief sein Verrat reichte.
Doch war das bei weitem nicht alles.
Zum allerersten Mal konnte sie Ihn vor sich sehen, nur ganz kurz, da Kalisar im selben Moment sein Leben aushauchte, aber dennoch reichte es aus, um Laura eine Heidenangst einzujagen.
Khorus!
Ein riesiges Ungetüm, genau wie Raoul es beschrieben hatte. Dichte, schwarze Schuppen bedeckten seinen ganzen Körper. Schuppen, die so hart und undurchdringlich aussahen, als hätte man sie aus Diamanten gefertigt.
Trotz seiner oberflächlichen Beschaffenheit, konnte man unter dem Schuppenpanzer Blut sehen, das wie glühend heiße Lava durch Khorus Adern strömte.
Khorus war, wenn man den Panzer außer Acht ließ, in seiner Erscheinung einem Löwen sehr ähnlich, was unter anderem an der schwarzen Mähne lag, die einen dichten Kranz um sein beinahe menschliches Gesicht bildete. Sein Schwanz wiederum, sah aus wie der eines Skorpions. Erzählungen zu folge, ruhte in ihm ein tödliches Gift, gegen das es kein Heilmittel gab.
Und dennoch waren es allem voran seine Augen, die Laura schaudern ließen.
Viele Jahre des Leids lagen darin verborgen. Leid, dass er selbst verursacht hatte.
Arme Seelen, die seinetwegen unendliche Qualen durchlebt hatten, starrten sie durch seine Augen an und gaben ihr das Gefühl verloren zu sein.
Doch neben all der Grausamkeit fand man auch Neugierde in seinem Blick. Wissensdurst, den er auf brutale Weise zu stillen vermochte, was man an den Gesichtern seiner Opfer deutlich erkennen konnte.
Als Laura wieder zu sich fand, waren nur Sekunden vergangen. Sekunden, die sich wie eine Ewigkeit angefühlt hatten.
Lilly stand immer noch neben ihr und starrte auf ihr Schwert.  
„Pass auf!“ Laura stürzte sich auf ihre Schwester und riss sie zu Boden.
Ein Pfeil verfehlte die beiden nur um ein weniges.
„Macht euch keine Sorgen, in Celsia kann euch nichts passieren …“, wiederholte Laura knurrend Henrys Abschiedsworte, als sie aufsprang um drei Männer abzuwehren, die brüllend auf sie losgingen.
Wenn es sich nicht gerade um irgendwelche von Khorus Monstern handelte, war Laura im Nahkampf kaum zu schlagen. Sie hatte in den letzten Monaten viel dazu gelernt, war wendiger geworden, hatte bessere Reflexe entwickelt und wusste ihre Umgebung für den Kampf bestens zu nutzen. Memoria verlieh ihr zusätzlich Kraft, weshalb ihr selbst mehrere Gegner auf einmal, nur selten Probleme bereiteten.
Eine klare Regel galt dabei jedoch von Anfang an. Wenn es keine von Khorus Bestien waren, setzte sie weder Feuer, noch tödliche Waffen ein.
Um sie herum begannen die Soldaten mit den Verrätern zu kämpfen, wobei sie sich nicht sicher sein konnten, wer Freund oder Feind war, was die Sache ungemein erschwerte.
Die Minotauren, die bei ihrer Ankunft vor die Schlossmauern geführt worden waren, stürmten durch das Tor herein und hielten direkt auf die Schwestern zu. Memoria löste sich von Lauras Hals und bildete eine Feuerwalze, die die Kreaturen überrollte und danach wieder in sich zusammenfiel.
„Komm Lilly, wir müssen hier weg!“
Als ihre Schwester nicht reagierte, zerrte Laura sie auf die Beine und schüttelte sie grob. „Jetzt mach schon, reiß dich zusammen!“
Lilly blinzelte und ging mit Laura hinter einer Säule in Deckung.
Laura machte sich ein Bild von der Situation und musste schlucken. „Gott, wie viele sind das denn?“
Sie sah wie eine große Gruppe Männer laut schreiend durch den Verliesausgang strömte und auf die Soldaten losging. Die Verräter waren offensichtlich von Kalisars Anhängern freigelassen worden.
Während die beiden Schwestern sich weiterhin hinter der Säule versteckt hielten, begann Laura denjenigen, die eindeutig als Verräter zu erkennen waren, die Erinnerung zu nehmen.
Bei Khorus Bestien wäre es sinnlos gewesen, da sie von ihrem Instinkt angetrieben wurden und daher einfach weitergekämpft hätten, doch hier handelte es sich um normale Menschen, Leimoniaden und Kortarken, die lediglich, aus was für einem Grund auch immer, den falschen Weg gewählt hatten.
Waffen fielen zu Boden, zusammen mit Büchern, voller Erinnerungen.
Die Männer, die ihre Erinnerungen verloren hatten, standen da wie in Trance.
Als die Soldaten merkten, dass von ihnen keine Gefahr mehr ausging, hörten sie auf zu kämpfen und nahmen ihre Widersacher stattdessen gefangen.
Allmählich wurde es ruhiger. Als die Verräter merkten, dass ihr Plan gescheitert war, ergriffen diejenigen, die noch dazu in der Lage waren, die Flucht.
„Wir haben es geschafft.“ Laura atmete erleichtert auf, wobei die Erleichterung nicht lange anhielt, als sie sah wie viele im Kampf ihr Leben verloren hatten.
Sie drehte sich zu ihrer Schwester um und ging vor ihr in die Hocke.
Lilly stand immer noch unter Schock und bekam kaum etwas von ihrer Umgebung mit.
Laura führte sie zu einer Nische, die etwas abseits des Trubels lag und befahl zwei Soldaten auf ihre Schwester acht zu geben, allerdings erst nachdem sie einen kurzen Blick auf ihre Erinnerungen geworfen hatte.
„Ich bin gleich zurück. Warte hier auf mich“, sagte Laura und gab ihrer Schwester einen Kuss auf die Stirn.
Es kam keine Reaktion.
„Es war Notwehr, Lilly. Hättest du nicht so schnell gehandelt, wäre ich jetzt tot“, versuchte sie ihrer Schwester zu beruhigen, doch Lilly nickte nur und erwiderte nichts darauf.
Laura wandte sich betrübt ab und suchte den Leimoniaden, der nun anstelle von Kalisar das Kommando hatte.
„Ich will, dass ihr alle Gefangenen in die Zellen bringt. Wenn sie hinter Schloss und Riegel sind, gebe ich ihnen ihre Erinnerungen zurück. Danach könnt ihr mit ihnen machen, was ihr wollt.“
Der Leimoniade gab umgehend die Befehle weiter, weshalb es nicht lange dauerte, bis Laura ihre Aufgabe erledigt hatte und wieder zu ihrer Schwester zurückkehren konnte.

„Kruck! Was machst du denn hier?“, zischte Laura, als der Bugol aus dem Nichts neben ihr auftauchte. Sie zerrte ihn mit sich und blickte sich nervös um, in der Hoffnung, dass ihn niemand gesehen hatte.
„Na was wohl?“, gab der Bugol spöttisch zurück. „Ich wollte wissen, ob ihr noch am Leben seid.“
„Du hast dir doch wohl nicht Sorgen um uns gemacht?“, wollte Laura mit hochgezogener Augenbraue wissen.
Der Bugol schnaubte. „Natürlich nicht. Um mich mache ich mir Sorgen. Nicht auszudenken, was euer König mit mir anstellt, wenn ich euch nicht unversehrt zurückbringe.“
Laura seufzte. „Ja, das glaube ich schon eher.“
Sie deutete Kruck zu warten, während sie die Soldaten fortschickte.
Danach gesellte sich der Bugol auf Lauras Zeichen hin zu ihr und Lilly.
„Was hat sie denn?“, fragte er mit gerunzelter Stirn.
„Ich habe jemanden ermordet“, flüsterte Lilly kaum hörbar und starrte dabei auf ihre Hände.
Laura schüttelte bestimmt den Kopf. „Es war Notwehr. Du hast mir damit das Leben gerettet.“
„Das ändert nichts daran, dass ich dafür jemand anderem das Leben genommen habe.“
Lilly saß auf einer Holzkiste, weshalb Kruck mit ihr auf Augenhöhe war, als er an sie herantrat. Er nahm sie am Kinn, woraufhin sie und auch Laura ihn verwundert ansahen.
„Wir befinden uns im Krieg. Es ist nicht abwegig, dass du noch öfter zu solchen Handlungen gezwungen wirst. Solange es nicht mit Vorsatz geschieht, hast du dir nichts vorzuwerfen, nicht in Zeiten wie diesen.“
Lilly drehte ihren Kopf weg. „Ich kann das, was ich getan habe nicht einfach so abtun.“
Kruck nickte und deute Laura ihm zu folgen.
Nachdem sie etwas Abstand zwischen sich und Lilly gebracht hatten, meinte er: „Du solltest ihr die Erinnerung daran nehmen. Menschen wie sie, werden mit so etwas nur schwer fertig. Deine Schwester wird nie mehr dieselbe sein, wenn du ihr nicht hilfst es zu vergessen.“
Laura atmete tief durch. „Ja, ich weiß. Das war auch mein erster Gedanke.“
Einen Moment lang sah sie den Bugol durchdringend an. „Du überrascht mich.“
Kruck schnaubte. „Ich bin nicht aus Stein. Mein Verhalten rührt nur daher, dass ihr mir gewaltig auf die Nerven geht, besonders deine Schwester.“
„Na wenn das so ist.“ Laura lächelte und kehrte zu Lilly zurück.
Sie ging vor ihr in die Knie, legte die Hände um das Gesicht ihrer Schwester und zog es zu sich herab. Stirn an Stirn hockten sie da und sagten kein Wort, bis Lilly schließlich meinte: „Ich weiß nicht was ich tun soll, Laura. Ich sehe die ganze Zeit sein Gesicht vor mir, ich kann nicht …“
Laura schloss die Augen. „Keine Angst, du musst dich nicht mehr länger damit herumquälen.“
Ein dünnes Buch erschien und im nächsten Moment war die Schuld, die Lilly geplagt hatte, vergessen.
„Was ist passiert?“, fragte sie stattdessen und sah sich irritiert um.
Laura gab das Buch an Kruck weiter und erklärte: „Kalisar hat uns verraten.“
Lilly riss die Augen auf. „Er wollte dich umbringen …“
„Ja. Allerdings hat ihn ein Pfeil getroffen, bevor er es tun konnte.“
„Gott sei Dank. Ich stand so unter Schock, dass ich mich kaum an das erinnere, was danach geschehen ist.“
„Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist“, sagte Lilly schließlich und nahm Laura fest in den Arm.
„Ja das bin ich auch, wobei …“
Lilly rückte von ihr ab. „Wobei was?“
„Ich habe Khorus gesehen, in Kalisars Erinnerung“, antwortete Laura gepresst.
„Was?“, schaltete Kruck sich ungläubig ein.
Lilly warf einen fragenden Blick auf den Bugol. „Was willst du eigentlich hier? Solltest du nicht draußen warten?“
„Ja“, knurrte er, „hätte ich das doch bloß getan.“
„Lilly“, Laura suchte nach den richtigen Worten.
„Das Gefühl, das sein Anblick in mir hervorgerufen hat … diese Hoffnungslosigkeit … ich fürchte wir können ihn nicht besiegen“, flüsterte sie niedergeschlagen.
„Zeig ihn mir.“ Verlangte Lilly, doch Laura beschloss damit noch zu warten.
„Nein. Erst wenn wir wieder zurück sind. Die anderen sollen auch dabei sein.“
Lilly sah sich betrübt um. „Ich nehme an, wenn ich mich nicht eingemischt hätte, wäre uns all das hier erspart geblieben. Ich habe dich abgelenkt.“
Laura nahm Lilly am Arm. „Nein, das ist nicht wahr. Sie haben ihre Erinnerungen vor mir verborgen. Auch ohne Ablenkung wäre mir bei so vielen nicht aufgefallen, dass welche fehlen. Ich hätte sie bei dem Durcheinander unmöglich zählen können. Du warst mir eine große Hilfe und dafür danke ich dir.“
„Aber ihre Augen waren allesamt leer“, sagte Lilly mit gerunzelter Stirn, „wie ist das möglich?“
„Dunkle Magie. Khorus wusste, dass wir kommen würden. Kalisar hat auf seinen Befehl hin Männer eingeschleust, um uns zu töten und Khorus Memoria und Mutara zu bringen.“
Laura seufzte: „Kalisars Verrat begann schon vor vielen Jahren und er hat von da an alle getäuscht. Selbst Seivoss, seinen engsten Vertrauten. Er hat Khorus eine Menge Informationen zukommen lassen, über die Schlachtpläne, und uns. Es gibt jedoch einige Dinge, von denen Kalisar und somit auch Khorus keine Kenntnis hatten, vor allem was uns angeht.“   
Laura warf Kruck einen kurzen Blick zu und wandte sich wieder an Lilly. „Du weißt wovon ich spreche.“
Lilly nickte. Offenbar hatte Khorus keine Ahnung, dass, mit ihrem Tod, Mutara und Memoria automatisch zerstört würden.
„Unsere Aufgabe hier ist erledigt. Wir sollten nachhause gehen“, meinte Laura schließlich.
„Oh ja, eine hervorragende Idee.“ Kruck wollte schon losmarschieren, doch Laura schnappte ihn, wickelte ihn in ihren Umhang und warf ihn sich über die Schulter.
„Oh, das wirst du mir büßen“, konnte man ihn gedämpft knurren hören.
Lilly verpasste ihm eine Kopfnuss. „Still jetzt, oder willst du, dass jemand Wind von dir bekommt.“
Die Schwestern gingen an den Soldaten vorbei, wurden dabei jedoch gar nicht beachtet, da es die Verwundeten zu versorgen galt. Zu dem, mussten auch noch die Toten zusammengetragen werden.
„Sollten wir ihnen nicht helfen?“, fragte Lilly betrübt.
„Nein“, Laura sah sich um, „es sind genug Männer da, die sich darum kümmern werden, sei unbesorgt.“




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